Dienstag, 19. März 2013

Was uns auf den Beinen hält

Sieht man sich in einer durchschnittlichen deutschen Gesamtschule um, kann man die Schüler auf den ersten Blick kategorisieren, was Menschen ja zu gerne tun.
Es gibt da die auffallend attraktiven Schüler, die eine Schar weiterer Schüler mit sich ziehen, selbst bis auf die Toilette. Man begegnet jedoch auch den Schülern, die im direkten Kontrast dazu ganz alleine sind. Meist stehen sie weniger zentralen Ecken, was sicherlich seine Gründe hat. Die Schüler nutzen die Schule, genauso wie das Internet mit seinen diversen „Sozialen“ Netzwerken, als Plattform ihrer Selbstdarstellung. Bildung ist dann nicht mehr wichtig, es geht lediglich um die Anzahl derer, die einem tatsächlich bis auf die Toilette folgen. Wichtig ist natürlich auch die Optik, die selbstverständlich auch die Anziehsachen und Accessoires beinhaltet. Seit frühster Kindheit wissen wir: Hast du was, bist du was! Egal ob es um das neueste „Playmobil-Traumhaus“, die neueste Barbie oder die Longchamp geht. Man muss es einfach haben.
Mädchen streben nach Schönheit, nach Anerkennung durch Schönheit, denn sie wissen, ihr Körper ist ihr Kapital, das hat ihnen spätestens Heidi Klum beigebracht. Essen ist doof, das wissen wir alle, aber leider manchmal lebensnotwendig. Hat man dann nach sehr vielen disziplinarischen Maßnahmen endlich seine persönliche Traumfigur, heißt es in den meisten Fällen: Shoppen gehen! Aber sofort. Rein in den nächsten Zug, raus in die Großstadt, denn hier gibt es ja kein H&M, hier auf dem Land. Man könnte die Anziehsachen definitiv als Droge bezeichnen, denn jedes neue Teil gibt den weiblichen wie neuerdings auch männlichen Wesen einen absoluten Kick. Wenn ich DAS Teil trage, mein Gott, sie werden staunen! Die bittere Wahrheit: Niemand wird staunen. Niemand wird merken, dass du ein neues Teil hast, es sei denn, es hat einen besonders gewagten Schnitt, dann wirst du höchstens zur Lachnummer des Tages. Also, warum die ganze Shoppingsucht? Was die Optik betrifft, verhalten sich Frauen meines Erachtens sehr altmodisch. Die Mehrheit verfolgt immer noch das Ziel, zu gefallen, insbesondere dem anderen Geschlecht oder anderen Frauen, die es auszustechen gilt.
Junge Mädchen sind unersättliche Make-Up-Freaks und sie lieben es, von Jungen umgarnt zu werden, auch wenn sie es selten zugeben. Denn: Geben sie es zu, werden sie schnell als Schlampen abgestempelt. Derartige Wörter werden allgemein ziemlich überstrapaziert und die eigentliche Definition scheint -wie so oft- den meisten nicht ganz klar zu sein. Wären wirklich so viele Mädchen Schlampen, müsste Kinderprostitution für Millionen von Durchschnittsdeutschen ein rentables Geschäft abgeben.
Viele Kinder und Jugendliche sind der Meinung, sie würden unter Depressionen leiden. Tatsächlich ist die Quote der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendliche dramatisch hoch, doch es gibt immer den ein oder anderen Hypochonder. Auch vor diesem Genre machen sie keinen Halt. Es ist natürlich ein schmaler Grat, auf dem ich mich gerade bewege, aber es gibt sie! Die Depressionen-Hypochonder! Die Welt ist schlecht, das letzte Multiplayer-Game habe ich verdammt nochmal auch verloren, was steht mir da noch zur Verfügung? Ganz klar, Selbstmord! Alternativ könnte man natürlich seinen Computer für ein paar Tage ausstellen und Sport treiben oder sich mit Freunden treffen. Man könnte ein Altenheim besuchen und sich sozial engagieren! Aber dieses Multiplayer-Spiel hat mir jetzt echt den Rest gegeben.
Viele dieser Gedankenfetzen basieren auf einem kolossalen Schwarz-Weiß-Denken, was einen Großteil der Jugendlichen permanent zur Seite steht. Du bist scheiße! Ganz klar, da hegt jemand keine großen Sympathien für den anderen. Aber doch so drastisch? Ich hasse dich! Ein weit verbreiteter Satz unter Freunden. Ich liebe dich! Der beste Beweis, dass man heute das Glückslos gezogen hat und nicht gehasst wird. Juhu!
Einige meiner Freunde kommen alle drei Wochen zu mir und berichten, dass alle sie hassen würden. Okay, dass muss ich natürlich erst einmal sacken lassen. Das geht auch mir zu weit. Denkt man einen Schritt voraus oder ist man schon ein erfahrener Empfänger solcher Notrufe gilt es, Ruhe zu bewahren. Man könnte in verschiedenster Weise antworten. Beispielsweise gibt es da die Harten: Kein Wunder. Verpiss Dich. Man fantasiert wirklich jedes Mal, so zu sein. Es könnte doch alles so einfach sein, doch ganz tief in mir drin gibt es dann doch noch ein Stückchen Empathie. Was ist denn los? Wir können drüber reden! Los, erzähl schon! Gut. Damit wäre der erste Schritt, nämlich der, der Reaktion getätigt. Kommen wir zum zweiten Schritt. Was erwartet mein Gegenüber nun von mir? Soll ich jetzt plötzlich etliche Semester Psychologie studiert haben? Nein! Die Antwort ist ganz einfach. Bloß nicht ehrlich sein, das könnte nämlich wehtun. Immer schön den Löffel ganz tief ins Honigglas und den Honig großzügig im ganzen Gesicht verteilen. Nicht nur um den Mund herum, das grenzt ja schon an Psychoterror.

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